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Sonntag, 5. Februar 2012

Ho-Chi-Minh-City (ehemals Saigon)

Am Freitag sind wir frueh aufgestanden um nach Cu Chi zu fahren, wo eines der beruechtigten Tunnelsysteme ist, aus welchen der Vietcong (= vietnamesischer Kommunist) die US Truppen bekaempfte. Zuvor besuchten wir noch einenen Cau Dai Tempel. Die Cau Dai Religion ist eine Mischung aus Buddhismus, Hinduismus, Muslimen, Christen und weiteren kleinen Religionen, was sich auch im Architekturstil des Tempels erkennen laesst.

 
 
 
 
 

Danach sind wir zum Cu Chi Tunnel Museum gefahren. Da mich die Geschichte solcher Laender immer sehr interessiert, gibts erstmal eine "kleine" Geschichtsstunde fuer euch, wie es zum Vietnamkrieg (bzw. zu den Vietnamkriegen) kam und welche Rolle die USA dabei spielten.


Jess meinte ,dass das eh keine Sau interessiert. Ich finds wichtig. Hab's moeglichst kurz geschrieben aber wem es zu lang ist, der kann's auch gerne ueberspringen.


Die Franzosen eroberten bis 1887 ganz Vietnam, das sie mit Kambodscha und spaeter auch Laos zur Indochina-Union vereinten. Um die 1920er Jahre gruendete Ho Chi Minh die ertse kommunistische Jugendliga des Landes um 1930 alle antikolonialen Bewegungen zur kommunsitischen Partei Indochinas zu vereinigen, mit dem Ziel ein unabhaengiges, kommunistisches Vietnam zu schaffen. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht ging die Macht in Vietnam an Japan ueber, welche auf dem Papier einen unabhaengigen Staat unter der Fuehrung des alten Kaisers Bao Dai schafften. Ho Chi Minh kehrte aus seinem Exil zurueck nach Vietnam, wo er die Vietminh Organistaion gruendete, um die Unterstuetzung des Volkes zu bekommen. Nach der Ausbildung vieler Rekruten in Suedchina wurde die vietnamesische Befreiungsarmee gegruendet. Nachdem Japan am 14. August 1945 kapitulierte, entstand ein Machtvakuum, welches Ho Chi Minh ausnutzte, um einen nationalen Aufstand anzustiften und am 2. September 1945 rief er die demokratische Republik Vietnam aus. Das Potsdamer Abkommen, mit dem der 2. Weltkrieg offiziell zu Ende war, erkannte diesen Staat jedoch nicht an und beschloss, dass der Norden von China "kontrolliert" werden sollte und der Sueden von den Briten, die ihre Arbeit jedoch nicht gut machten und die Kontrolle wieder an Frankreich abgaben, womit die Franzosen wieder an der Macht waren. 

Die Chinesen, die sich im Norden befanden, motierten immer mehr zu einer Besatzungsmacht und zwangen Ho Chi Minh letzendlich ein Abkommen zu unterzeichnen, das ein begrenztes Kontingent an franzoesischen Soldaten im Norden vorsah. Im Gegenzug erkanten die Franzosen einen unabhaengigen Staat innerhalb der geplanten franzoesischen Union an. Es kam zum ersten Indochina Krieg. 

Der Wendepunkt kam erst als in China und Russland ebenfalls kommunistische Parteien an die Macht kamen und Nordvietnam als Staat anerkannten und ihn mit finanzieller und militaerischer Hilfe unterstuetzten.
Weil die Regierung im Sueden unter Bao Dais nun als "letzte Bastion der freien Welt" da stand, fuehlten sich die USA auf den Plan gerufen und unterstuetzten Frankreich mir ueber 3 Milliarden US$ Militaerhilfe.
Da die Franzosen langsam aber sicher kriegsmuede wurden, wollten diese Friedensgespraeche fuehren und haben letztenendes am 7. Mai  1954 kapituliert. Das Land sollte um den 17. Breitengrad geteilt werden und es kam in Genf zu Verhandlungen, die unter anderem einen Waffenstillstand, freie Wahlen sowie eine entmilitaerisierte Pufferzone vorsahen. Gescheitert ist es an dem Kaiser Bao Dai und den USA, weil sie fuerchteten, dass sich das Land zu einem kommunistischen Staat wiedervereinigen koennte. 

Im Sueden ernannte sich Boa Dai zum Praesidenten und den antikommunistischen Ngo Dinh Diem zum Premierminister. Dieser beseitigte Bao Dai recht schnell aus der Befehlskette, erklaerte sich zum Praesidenten und begann seine Gegner auszuschalten. Vor allem Anhaenger der Hoa Hao und der Cao Dai Religionen, sowie die ehemaligen Vietminh Befuerworter. Insgesamt geschaetze 50.000 Menschen bezahlten das mir ihrem Leben. In Norden machte sich Ho Chi Minh an den Aufbau des zerstoerten Landes. 

1960 wurde die allgemeine Wehrpflicht eingefuehrt und kurze Zeit spaeter marschierten die ersten Soldaten ueber den Ho Chi Minh Pfand, welcher zum groessten Teil durch Laos und Kambodscha fuehrte, in Richtung Suedvietnam. In Hanoi wurde gleichzeitig die nationale Befreiungsfront gegruendet, welche alle oppositionellen Bewegungen des Suedens vereinte. Der suedvietnamesische Praesident Diem gab ihnen den Namen Vietcong (vietnamesischer Kommunist), obwohl diese zum grossen Teil nicht aus kommunistischen Mitgliedern bestanden, sondern lediglich aus Menschen, die gegen das Diem Regime und fuer ein freies Vietnam waren.

1955 begannen die USA mit finazieller Hilfe fuer das Diem Regime, da sie befuerchteten das, wenn der Sueden Vietnams auch kommunistisch wird, es einen Dominoeffekt geben koennte und ganz Sued-Ostasien dem Kommunismus verfallen koennte. Diems Regime ging jedoch immer brutaler mit der eigenen Bevoelkerung um und nachdem die Armee mehrere unschuldige buddhistische Glauebige bei Feierlichkeiten erschossen hatte, kam es zu einem Aufstand, der mit der Selbstverbrennung des Moenches Thich Quang einen schrecklichen Hoehepunkt fand. Die USA arrangierten daraufhin stillschweigend einen Staatsstreich, wobei Diem erschossen wurde.

Im August 1964 wurden zwei Kriegsschiffe der US Navy , angeblich grundlos angegriffen, woraufhin die USA 64 Bombenangriffe auf Marinestuetzpunkte des Norden flog. Der US-Senat bewilligte eine Stationierung regulaerer Truppen in Vietnam um weitere Angriffe zu vermeiden.

1965 begann die Operation Rolling Thunder. Ein dreieinhalb Jahre andauernder Feldzug mit Flaechenbombadements, bei denen die doppelte Tonnage (ca. 800 Tonnen) an Bomben abgeworfen wurde als an allen Kriegsschauplaetzen des gesamten 2. Weltkrieges zusammen!

Bis 1967 machten sich jaehrlich ueber 100.000 Soldaten auf den Weg, ueber den Ho Chi Minh Pfad von Nordvietnam, in den Sueden.  Die Zahl der 200.000 US Soladten stockte die US Regierung bis zum Winter 1967 auf fast 500.000 Mann auf, deren Aufgabe es war das Hochland in Schach zu halten und die Vietcong Hochburgen im Sueden auszuschalten, wobei mehrere schreckliche Kriegsverbrechen stattfanden.

Die USA setzten nicht nur Gewehre, Panzer, Bomber und Co ein, sondern auch Unmengen an Chemikalien.

Die meistverwendete Chemikalie war das Entlaubungsmittel CAS 39277-47-9, welches unter dem Namen "Agent Orange" bekannt ist. Von Agent Orange II wurden ab 1968 ca 50.000.000 Liter versprueht!

Am 21. Januar 1968 belagerten 40.000 Nordvietnamesen eine amerikanische Militaerbasis bei Khe Sanh nahe der laotischen Grenze. Die USA reagierten mir Flaechenbombadements, wobei ueber 10.000 Menschen zu tode kamen. Dies war aber nur eine Ablenkung des Nordens, der wenig spaeter die Tet-Offensive startete. Am 31. Januar verletzte eine vereinigte Streitmacht von rund 70.000 Kommunisten einen verhandelten Waffenstillstand, um in allen suedvietnamesischen Staedten eine Revolution zu entfesseln. Die Verluste des Vietcongs waren so hoch, dass er sich davon nie wieder erholte. In den USA wurde die Offensive als Erfolg verzeichnet und der Angriff auf die US Botschaft in Saigon bewirkte eine totale Veraenderung. Am 31. Maerz verkuendigte Praesident Johnson, dass die Bombadements bis auf ganz wenige Missionen eingestellt wuerden und einige Monate spaeter kam es zu Friedensgespraechen.

1969 verfolgte die USA eine "Vietnamesierung" des Krieges. 1970 befanden sich nur noch 280.000 GI's in Vietnam, wobei die suedvietnamesische Armee auf ueber 1 Million anstieg. Am 27. Januar 1973 vereinbarten der Sueden, der Norden und die USA  in Paris den Abzug aller US Truppen. Gleichzeitig durften der Norden und der Sueden ihre Stellungen behalten, wodurch es kurz nachdem die USA weg waren, wieder zur Eskalationen kam. Am 30 April war Saigon komplett vom Norden erobert worden.

Von den 3,3 Millionen GI's die von 1965 bis 1973 in Vietnam waren, kamen mehr als 57.600 ums Leben und ueber 150.000 erlitten schwerste Verletzungen. Die suedvietnamesische Armee beklagte 250.000 Mann und Hanoi meldete den Tod von ueber 2 Millionen Zivilisten, sowie einer Million Soldaten. Wieviele Menschen bis heute durch Agent Orange bzw. dessen Nachwirkungen geschaedigt sind ist nicht bekannt.

1976 schlug die offizielle Geburtsstunde der sozialistischen Republik Vietnam.

Quellen: Stefan Loose Verlag, Wikipedia und diverse andere Internetseiten
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So nun aber zurueck zu unserem Ausflug zu den Cu Chi Tunneln. Das Tunnelsystem rund um den Ort Cu Chi war waehrend des Krieges eine der Hochburgen der Vietcong und wurde nach der touristischen Eroeffnung des Landes „wieder entdeckt“ und so restauriert, dass man es Freilichtmuseum nennen kann.
Als erstes ging es zu einem der Eingaenge in das Tunnelsystem. Der Eingang war ein 25 cm x 35 cm grosser Einstieg, welcher durch Blaetter und Aeste gut getarnt war.


Wenn Amerikaner in der Gegend waren, guckten die Vietcongs aus den Loechern, gaben ein paar Schuesse ab und verschwanden wieder. Im dichten Jungel ein fast unauffindbarer Eingang; weshalb die USA die Unmengen an Agent Orange einsetzten, um sie leichter zu entdecken. Vorbei an diversen groesseren Stellungen, erklaerte uns der Guide, wie der Vietcong gekaempft hat und wie sie sich (sehr erfolgreich) vor der Aufspuerung und Ausloeschung schuetzten. Zur Taeuschung der Hunde wurden beispielsweise die Uniformen von  US Soldaten (die vietnam. Frauen, waren fuer das Waschen der US Uniformen zustaendig) in die Tunneleingaenge gelegt, so dass die Hunde irritiert waren und den Feind nicht riechen konnten. Gegen Wasser und Gas waren alle 10 bis 15 Meter kleine Tueren eingebaut.
In einer kleinen Huette wurde gezeigt, wie sie aus den Blindgaengern ihre eigenen Mienen und Sprengfallen bauten und etwas weiter war eine Ansammlung von Fallennachbauten, die der Vietcong baute. Ein Loch mit Aesten und Laub abgedeckt, in dem lange Stacheln steckten war die einfachste Falle und der Vietcong war sehr kreativ.

 
 
 

Dann gings zu einem Schiessstand, wo man fuer $ 1,5 pro Patrone eine Kalaschnikow,  ein M16 oder sogar  das grosse Maschinengewehr M60 abfeuern durfte. Jess wollte nicht, ich kannte des ja schon vom Bund und letztenendens war es auch nur einer von 16 Leuten, der das Angebot wahr nahm. Dafuer mussten wir alle warten und uns als Strafte das wir kein Geld einbrachten, wurden wir von Muecken aufgefressen :-(
30 Minuten spaeter gings zu einem Tunnelabschnitt, in den man rein darf. Da die meisten westlichen nicht so klein und duenn sind wie die Asiaten, wurde dieser Abschnitt „etwas“ vergroessert. Der vergroesserte Tunnelabschnitt war so gross, dass er eigentlich nichts mehr mit dem originalen Tunnel zu tun hat und somit war es auch nicht sehr autentisch.
 
 
 
 
 
 

Bomben und Granaten, aus denen der Vietcong seine eigenen Mienen und Sprengfallen baute


Spass gemacht hats trotzdem und danach gabs noch Tapiokawurzel, die der Vietcong wohl sehr oft gegessen hat, wenn er Untertage war. Zum Schluss haben wir einen total unabhaengigen Film ueber den grandiosen Sieg der Vietcong gesehen, ueber den wir alle etwas schmunzelten aber ok das gehoert wohl auch zu Kommunismus ;-)

Am naechsten Morgen waren wir im „War Museum“ in Ho-Chi-Minh-City (Saigon).
Im Vorhof steht ein Sammelsurium der Amerikanischen Kriegsmaschinerie. Panzer, fahrbare Flammenwerfer, die bis zu 137 Meter weit “schiessen“ konnten, Boote und sogar Helikopter und Flugzeuge waren hier ausgestellt, sowie eine Menge an Bomben und Raketen.

 
 
 
 
 Ja, auch das Riesending ganz rechts ist eine Bombe!
 

Im Erdgeschoss war eine Ausstellung mit Bildern und Schriftstuecken der internationalen Antikriegsbewegungen.


Im zweiten Obergeschoss wurde es heftiger. Hier gab es eine Ausstellung, die den im Krieg von den USA eingesetzten Chemikalien gewittmet war und die bis heute bestehenden Folgen. Wie oben schon beschrieben, verspruehten die USA ueber 100 Millionen Liter der Entlaubungschemikalie Agent Orange I und II, um die Stellungen des Vietcong im dichten Dschungel sichtbar zu machen.

Die vernichtende Wirkung von Agent Orange (nicht etwa von Bomben)

 Vorher          und        Nachher

Jedoch nicht nur die Baeume und Pflanzen sterben schnell ab, denn auch die Menschen, die damit in Kontakt kommen, werden durch die hochgiftige Chemikalie fuer immer geschaedigt, da Agent Orange die DNA schaedigt. Somit haengen in dieser Ausstellung sehr viele Bilder von Menschen und Kindern (Vietnamesen und Amerikaner), die mit schwersten Behinderungen zur Welt kamen, bis heute wohlgemerkt! Uns wurde erstrecht anders, da uns klar wurde, dass der behinderte Sohn unsere Gastfamilie,der uns immer so nett anlaechelte und winkte, wohl auch ein Opfer dieses Krieges war, obwohl er Jahrzente spaeter geboren wurde.

 
Gegenueber war eine Ausstellung der verwendeten Waffen beider Seiten, sowie mehrere Mienen und Sprengfallen. 
 
 

Im dritten Stockwerk war eine Ausstellung mit Bildern von internationalen Kriegsberichterstattern und viele Tafeln mit verschiedenen Statistiken.

 
 
 
 
 

Alles in allem ein sehr interessantes Museum aber auch hier stoert der uebertriebene Patriotismus, welcher auch gerne von den eigenen Fehlern absieht und sich als korrekt und perfekt darstellt.